Kakteen

Kakteen
Kakteen
 
[lateinisch-griechisch], Singular Kaktee die, -, Kạktus der, -(ses), Kạktusgewächse, Cactaceae, Pflanzenfamilie der Zweikeimblättrigen mit etwa 1 800 Arten in 130 Gattungen. Verbreitet sind die Kakteen v. a. in den tropischen und subtropischen Wüsten und Steppen Amerikas und (als Epiphyten) in den Nebelwäldern Süd- und Mittelamerikas; nur die Gattung Rhipsalis ist auch in Afrika und auf Ceylon beheimatet. Eingeschleppt und eingebürgert sind einige Opuntiaarten dagegen auch in anderen Ländern (Mittelmeerraum, Australien u. a.).
 
Die äußere Form der Kakteen ist vielgestaltig: von nur wenige Zentimeter großen Zwergformen bis zu baumförmigen Kakteen mit über 10 m Höhe und von kugel- oder scheibenförmigen bis zu säulenförmigen Arten. Die Kakteen sind stark an ihre niederschlagsarmen Standorte angepasst: Die meisten Kakteen sind CAM-Pflanzen mit Wasser speichernden (sukkulenten) Sprossachsen (meist grün; übernehmen dann die Assimilation), ohne Blätter im üblichen Sinne (dadurch Oberflächenverkleinerung und somit Reduzierung der Verdunstung) und mit Dornen. Diese Dornen sind umgewandelte Blätter und gehören zu den bis auf ein Haar- und/oder Dornenpolster (häufig auch mit Stacheln) reduzierten Kurztrieben (Areolen), die in den Achseln der extrem reduzierten Blätter der Langtriebe sitzen. Das Unterblatt der Langtriebblätter verlängert sich bei den meisten Kakteen zu einem warzenartigen Gebilde (Mamille); das Oberblatt fällt ab. Wächst die Areole mit der Mamille, wird sie zu einer haarigen Furche von der Mamillenspitze bis zu deren Basis. Häufig spaltet sie sich jedoch in einen bedornten (vegetativen) Abschnitt an der Mamillenspitze und einen dornenlosen, wolligen, an der Basis sitzenden (fertilen) Vegetationspunkt (Axille), z. B. Warzenkaktus. Sind die Mamillen nicht spiralig, sondern geradzeilig angeordnet, und verschmelzen sie untereinander, so entstehen gerippte Kakteen, z. B. Ferocactus. Die Blüten (ebenso wie die Seitentriebe) entwickeln sich aus Areolen beziehungsweise Axillen; zum Teil ist die Blütenbildung nur auf seitliche (Pseudocephalien) oder endständige (Cephalien) Blühzonen beschränkt, die durch ein vermehrtes Vorkommen an Haaren und Borsten auffallen, z. B. Greisenhaupt. Die Blüten sind meist radiär gebaut, ungestielt und von unterschiedlicher Größe. Kakteen sind Tag- und Nachtblüher und werden von Insekten, Vögeln oder Fledermäusen bestäubt. Aus dem unterständigen Fruchtknoten entwickelt sich meist eine Beere (häufig lebhaft gefärbt). Einige Arten sind Nutzpflanzen, z. B. Feigenkaktus (Opuntie), andere Arten liefern Drogen (z. B. Peyotl). Viele Kakteen sind als Zierpflanzen in Kultur. Die meisten von ihnen blühen nur, wenn sie im Winter hell, trocken und kühl und im Sommer sonnig und warm stehen.
 
 
Beschreibungen und Abbildungen von Kakteen sind schon aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Bereits 1768 wurden 27 Arten beschrieben. Marie-Antoinette ließ sich von P.-J. Redouté mit einem Kaktus malen. Die erste große Privatsammlung besaß der englische Botaniker A. H. Haworth um 1800. Eine der größten Sammlungen in Deutschland hatte Joseph Fürst zu Salm-Reifferscheid-Dyck (* 1773, ✝ 1861).
 
 
C. Backeberg: Die Cactaceae, 6 Bde. (Jena 1958-62, Nachdr. 1982-85);
 C. Backeberg: Das K.-Lex. (51979);
 H. Hecht: BLV-Hb. der K. (21991);
 E. Götz u. G. Gröner: K. Kultur, Vermehrung u. Pflege. Lex. der Gattungen u. Arten (61996).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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